
Irgendwie fühlt 23 sich anders an. Anders als 22, aber auch allgemein irgendwie ... anders.
Menschen machen gern einen riesigen Wind um Geburtstage, das neue Lebensjahr, eventuell auch den neuen Lebensabschnitt.
Ich konnte dem nie etwas abgewinnen, genau so wenig wie Silvester und Neujahr. Man spricht von Neustart, von Vorsätzen, davon, dass alles anders wird. Und weil es anders wird, muss es ja automatisch besser werden.
Doch aus irgendeinem mir nicht ersichtlichen Grund fühlt sich 23 anders an.
Für gewöhnlich ist mein Geburtstag ein Tag wie jeder andere auch, Silvester und Neujahr genau so. Nichts besonderes, total normal und gewöhnlich, bitteschön, weiter gehen.
Mit meinem 23 Geburtstag kam dann auch der Tag, an dem ich seit 10 Jahren keine Geburtstagsparty mehr hatte. Sobald ich selber entscheiden durfte wen ich zu meiner 'Feier' einladen wollte, habe ich nicht mehr gefeiert. Schon als ich klein war, habe ich Parties gehasst. Zu viele Menschen auf zu wenig Raum, mal abgesehen davon, dass die meisten anderen nur aus dem Grund da waren, dass unsere Eltern sich verstanden haben und unbedingt wollten, dass wir uns anfreunden. Oder ich war mal zu deren Geburtstag eingeladen und musste den 'Gefallen' und damit die Einladung erwidern.
Die meiste Zeit hab ich nur damit verbracht darauf zu warten, dass es endlich Abend wurde und die ganzen Leute mich endlich in Ruhe ließen.
Mit 13 habe ich dann endlich selbst entscheiden dürfen. Zwar hatte ich vorher schon ein Mitspracherecht, das sich aber nur auf 'Nein, den will ich nicht einladen' oder 'Die muss unbedingt dabei sein' beschränkte. Weniger als 5 Leute einladen war nicht drin, es musste unbedingt mit 'Freunden' gefeiert werden. Was ein Problem wird, wenn man keine hat. Da lädt man dann die Leute ein, die in der Schule am Nettesten zu einem waren, oder die sich nicht an dem Matschangriff letzte Woche beteiligt haben. Denn Ignoranz ist da noch die netteste Geste.
Sobald die Entscheidung gänzlich bei mir lag, habe ich nicht mehr gefeiert und das war völlig okay. Das ist es immer noch. Meine Geburtstage sind nicht feiernswert, und auch das ist okay. Geburtstage waren für mich immer eine Quelle von Angst und Stress. Nichts positives. Nur ungewollte Aufmerksamkeit und gut gemeinte Geschenke, die mich nie interessiert haben.
Vielleicht lag das auch daran, dass ich nie bekommen habe, was ich mir gewünscht habe, aber darum geht's hier ja nicht.
Man wünscht 'herzlichen' Glückwunsch zum Geburtstag, ein 'schönes' neues Lebensjahr, etc.
Innerlich hätte ich jedes Jahr aufs Neue am Liebsten geschrien.
Objektiv gesehen kann ich verstehen, dass man so etwas tut, man wünscht einem Menschen, den man mag, 'alles Gute' und sowas. Man will, dass es dieser Person gut geht, auch im Lebensjahr, dass gerade angefangen hat.
Doch als jemand, der unglaubliche Zukunftsängste durchzustehen hat... Nein. Keine gute Idee. Jedes Jahr wird man wieder daran erinnert, dass es weiter geht, wenn man am Liebsten will, dass der ganze Stress aufhört, damit man endlich seine Ruhe hat um durchzuatmen.
Dieses Jahr hatte ich im Vorfeld meines Geburtstages besonders viel von diesem Stress, den ich einfach nicht mehr aushalten kann:
Meine Krankenversicherung ist zu meinem 23. ausgelaufen und ich musste mich freiwillig versichern, für eine Menge Geld, das ich einfach nicht habe.
Meine Bank hat mir mitgeteilt, dass ich ab 23 auch nicht mehr für ein kostenloses Girokonto in Frage komme, sodass ich jetzt auch dafür zahlen muss.
Für meine Therapie musste ein neuer Antrag gestellt werden, um um weitere 25 Sitzungen zu verlängern. Der Antrag ist noch nicht durch und wenn er abgewiesen wird muss ich jede Sitzung seit der Antragstellung aus eigener Tasche zahlen.
Ich hatte also zusammengefasst den größten finanziellen und damit auch emotionalen Stress, den ich jemals direkt vor meinem Geburtstag hatte.
Und was ist am Ende passiert?
Mein Geburtstag war okay.
Es war der okay-ste Geburtstag an den ich mich überhaupt erinnern kann.
Es gab Kuchen, die erweiterte Familie blieb wo sie war und kam nicht vorbei, es gab keine Glückwünsche von Leuten, die mich nicht kennen auf Facebook, nur ein paar emojilastige Whats-App Nachrichten von meinen Kumpels. Meine Oma hat mit ihren Lobpreisungen der Zukunft, die noch vor mir liegt zwar wieder übertrieben, aber das konnte ich ausblenden. Ich habe einen Wunsch von meiner Wunschliste erfüllt bekommen, wofür ich meinen Eltern und meinem Bruder unglaublich dankbar bin.
Vielleicht liegt es gerade am unglaublichen Stress vorher, und die Ruhe, die am eigentlichen Tag dann folgte, dass es so okay war.
Jedenfalls bin ich sehr dankbar für einen ruhigen Geburtstag und da auch die Geburtstags-Depression, die sonst jedes Jahr einsetzt, irgendwie ausgeblieben ist, kann ich wohl ein positives Fazit ziehen.
Es war ruhig, ich hatte Kuchen, meine Kumpels haben an mich gedacht und der Rest der Welt hat meine Existenz für einen Tag scheinbar fast vergessen.
Ich bin zufrieden mit diesem 23. Geburtstag.

Evel
(P.S: Ich verzweifle hier daran Bilder anständig im Text einzufügen. Früher ging das ja mal problemlos, aber jetzt schmeißt Blogger mir das Bild immer an den Anfang des Posts, sobald ich es um ein paar Zeilen verschieben will. Text neben Bildern zu tippen geht auch nicht mehr, kann mir da vielleicht jemand n paar Tips geben? Ich werd hier noch wahnsinnig...)
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